Biotoppflege

Biotoppflege mit dem Mulcher

Beweidung mit Hornschafen

Pflegemaßnahmen am Steilhang

Mahd

Die maschinelle Mahd von Wiesen lässt sich zeitlich und räumlich sehr gut steuern. Im idealen Fall erfolgt sie, um mit dem Mahdgut Tiere zu füttern oder an anderer Stelle artenreiches Grünland zu initiieren.

In ökologisch besonders wertvollen und sensiblen Bereichen lassen sich Wiesen und Magerrasen erhalten und entwickeln, indem der Aufwuchs gemäht und anschließend abgeräumt wird. Kann das Material keiner anderen Verwertung zugeführt werden, so wird es am Rand der Flächen an ausgesuchten Stellen zum Verrotten deponiert. Hierdurch kommt es zur Verlagerung der Nährstoffe aus der Fläche in kleinere Randbereiche. Diese Lagerflächen können zudem von Tieren wie Schlangen oder Igeln als Versteck-, Ruhe- und Überwinterungsflächen genutzt werden.
Auf Wiesen, die nicht zur Heugewinnung genutzt werden, sowie auf wiesenartigen Brachen wird der Aufwuchs in der Regel durch Mulchmahd beseitigt. Dabei wird er in einem Arbeitsgang gemäht und zerkleinert, so dass er anschließend auf der Fläche von Mikroben abgebaut werden kann. Der Nährstoffentzug ist beim Mulchen zwangsläufig geringer als bei einer Mahd, da das Mulchgut an Ort und Stelle verbleibt. Diese Form der Grünlandpflege ist jedoch wesentlich kostengünstiger als eine Mahd mit einer Beseitigung des Mahdgutes. Somit lassen sich für den gleichen Betrag wesentlich größere Flächen pflegen. Nachteilig an dieser Form der Pflege ist insbesondere, dass Tiere, die in die schnell rotierenden Werkzeuge kommen, getötet werden. So steht dem Vorteil der kostengünstigen Offenhaltung der wiesenartigen Lebensräume der höhere Verlust an Tieren gegenüber. Um diesen so gering wie möglich zu halten und eine rasche Wiederbesiedlung der gemulchten Flächen zu ermöglichen, werden bei der Mulchmahd stets Streifen oder Inseln von Altgras als Fluchtmöglichkeit und Rückzugsgebiet belassen.

Beweidung

Eine Beweidung schafft eine große Anzahl unterschiedlicher Kleinststrukturen wie Kothaufen, Trittsiegel, Fraßstellen, Wälz- und Lagerflächen.

Dieser Strukturreichtum bietet eine großes Angebot ökologischer Nischen für eine Vielzahl spezialisierter Bewohner aus der heimischen Flora und Fauna. So profitieren Arten wie Kiebitz oder Wiedehopf von einer Beweidung. Zudem bietet sich diese Form der Grünlandnutzung in unwegsamem oder aufgrund des Gehölzreichtums nicht befahrbarem Gelände an.
Das Spektrum der Weidetiere reicht von Pferden und Rindern in möglichst robusten Rassen über Schafe und Ziegen, Hühner und Gänse bis zu Eseln und Schweinen.
Im optimalen Fall lassen sich Wiesen und Brachflächen durch einen Wanderschäfer mit seiner Herde beweiden, was nicht nur Erinnerungen an längst vergangene Zeiten weckt, sondern auch eine sehr naturverträgliche Form der Landnutzung darstellt. Dabei fungieren die Schafe und Ziegen nicht nur als Rasenmäher, in ihrem Fell, an den Hufen oder in ihrem Darm transportieren sie auch Pflanzensamen und wirbellose Tiere und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Vernetzung von Lebensräumen.

Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen

Unter Produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen (PIK) versteht man die Umsetzung von naturschutzfachlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen der landwirtschaftlichen Tätigkeit des Bewirtschafters auf Flächen, die nicht der land-wirtschaftlichen Nutzung entzogen werden.
Temporäre, rotierende und genau definierte Leistungen des Landwirts führen zu der entsprechenden Aufwertung der Flächen für die Lebensgemeinschaften und zur Verbesserung der natürlichen Ressourcen / Landschaftspotenziale.
Das Konzept der Produktionsintegrierten Kompensation ermöglicht es, ohne Beeinträchtigung benachbarter Nutzungen temporäre Trittsteinbiotope und Refugiallebensräume auch in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gemarkungsbereichen zu schaffen. Von den Maßnahmen profitieren die Arten der Agrarlebensräume (Agrotope), die sehr häufig von den Eingriffen betroffen sind, jedoch von den klassischen Kompensationsmaßnahmen wie Umwandlung in Dauergrünland, Anlage von Streuobstbeständen und Gehölzen sowie Aufforstung nicht oder nicht in erforderlichem Maß gefördert werden. Bekannte Arten sind bspw. Feldhamster, Feldhase, Feldlerche, Rebhuhn und verschiedene Ackerwildkräuter.

In besonderer Weise eignen sich die Produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen daher zur Gewährleistung der Kontinuierlichen Ökologischen Funktionalität der Lebensräume dieser den Agrarlebensraum besiedelnden Arten ('CEF-Maßnahmen') und somit gemäß § 44 Abs. 5 BNatSchG zur Vermeidung des Eintretens artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände bei Inanspruchnahme von Ackerflächen mit Vorkommen streng oder europarechtlich geschützter Arten.
Bestimmte Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen wie Ackerbrache, Ackerrandstreifen, Blühflächen, Ernteverzicht, Lerchenfenster, Lichtstreifen, Rotationsbrachen, Stehenlassen der Stoppel und Verzicht auf Düngung können und müssen auf wechselnden Flächen realisiert werden.
Zur Sicherung der Maßnahmen dienen so genannte Pfandflächen im Besitz der Kommune, die im Bebauungsplan als Kompensationsflächen zugeordnet werden. Von diesen können dann die Maßnahmen im Rahmen des betrieblichen Fruchtwechsels temporär auf andere Flächen im Naturraum verlagert werden.
Die Flächen und Maßnahmen werden über Nutzungs- und Bewirtschaftungsverträge gesichert. Das Management gewährleistet und dokumentiert die Flächen- und die Maßnahmensicherung, so dass deren vertragskonforme Umsetzung zu jeder Zeit nachweisbar ist.

 

Produktionsintegrierte Maßnahmen
MaßnahmeBeschreibung
AckerbracheJährliche Rotation oder mehrjährige (maximal 5 Jahre)
AckerrandstreifenMindestbreite 3m
Altgrasstreifen in GrünlandMindestbreite 6m, mindestens 5-10% der Fläche
Anbau von Luzerne/KleeFlächig oder Streifenweise, Anbau von Sommergetreide
Anlage von Blänken an geeigneten StellenVerzicht auf Düngung und Herbizide an Fluss- und Bachauen
Anlage von Blühflächeneinjährige oder mehjährige Blühmischungen für Blühflächen oder Blühstreifen
DauerbracheDauerhafte Einstellung der Bewirtschaftung von Acker- oder Grünland, regelmäßige Mahd
Doppelter Reihenabstand im Getreide, ganzer Schlag oder Streifen von mindestens 10 m Breite, Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel
EinsaatbracheEinsaat von Nutzpflanzen in verminderter Saatstärke, Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutz
Ernteverzicht von Getreidenur bei Weizen, Hafer und Dinkel, gegebenenfalls Verzicht auf Düngung und Herbizide, doppelter Reihenabstand
Extensive Wiesennutzungspäte Mahd, Verzicht auf Düngung, Belassen von Altgras
Grünlandbrachenur bei Fettwiesen, flächig oder Streifenweise
Lerchenfenster

mindestens 20m2, nicht in Wintergerste oder Grünroggen, Vericht auf eine Einsaat, Dichte 10/ha, da auch für andere Arten Nahrungshabitat; Abstand Rand 25m2, vertikale Strukturen 50m

LichtstreifenAnlage von kulturpflanzenfreien Streifen durch Verschluss von nebeneinanderliegenden Drillreihen (Breite 35-50cm)
Naturverträgliche Mahdabwechselnde Mahd von Teilflächen, Stehenlassen von Fluchtstreifen und Altgras auf jeweils 15-20% der Fläche
SaumstreifenBelassen von Säumen im Grünland entlang von Parzellenrändern, Gehölzen und Geländestufen
Schwarzbracheflächig oder streifenweise
StoppelbracheBelassen von Stoppeln flächig oder streifenweise bis 28. Februar
UferrandstreifenMindestbreite von 3m
Umstellung auf ökologische LandwirtschaftUmstellung von intensiver Bewirtschaftung auf ökologische, noch besser wäre ein gänzlicher Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel
Vielfältige Fruchtfolgebei großen Flächen, mindestens 5 verschiedene Hauptfruchtarten, je Hauptfruchtart ein Anteil von maximal 30%
Zwischenfruchtanbauganzer Schlag oder Streifen von mindestens 3m, Stehenlassen der Kultur über Winter

 

 

Offenhaltung von Pionierlebensräumen

Eine große Zahl von Pflanzen- und Tierarten benötigt vegetationsarme Flächen als Lebensraum. In der Naturlandschaft entstehen solche durch katastrophale Ereignisse wie Felsstürze, Hangrutschungen, Brände oder Überflutungen. Menschliche Einflüsse zur Schaffung solcher Pionierstandorte sind beispielsweise Gesteinsabbau oder militärische Übungen. Mit der Aufgabe der Nutzung von Steinbrüchen, Sand- und Kiesgruben oder Truppenübungsplätzen setzt die Sukzession ein, die zu einer stetigen Zunahme der Dichte und Höhe der Pflanzendecke führt. Vegetationsarme Standorte gehen somit mehr oder minder rasch verloren.
Zur Erhaltung der Lebensräume für konkurrenzschwache Pionierarten wie Ödlandschrecken müssen daher wiederkehrend in mehrjährigen Abständen und an wechselnden Flächen Maßnahmen durchgeführt werden, um die fortschreitende Vegetationsentwicklung zurückzunehmen und erneut offene Böden zu schaffen.
Grubbern oder Fräsen beseitigt grasige und krautige Vegetation und hinterlässt offene Böden, die sich dann erneut besiedeln können.
Zur Schaffung größerer Pionierstandorte eignet sich das Abschälen des Oberbodens mittels Bagger oder das Abschieben mit einer Planierraupe. Mit diesen Gerätschaften lassen sich an geeigneten Stellen mit tonigen Böden Geländemodellierungen durchführen, um die Entstehung von Tümpeln zu fördern. Davon profitieren bspw. viele Amphibienarten wie Gelbbauchunken, Kreuz- und Wechselkröten.

Erhaltung von Sonderstandorten

Die hohe Biodiversität historischer Kulturlandschaften resultiert unter anderem aus der großen Zahl unterschiedlicher Strukturen, welche die Landschaften gliedern und verschiedensten Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen. So sind steile Hänge mit Trockenmauern terrassiert, Böschungen bilden markante Geländestufen, welche insbesondere in Lössgebieten von Hohlwegen gekreuzt werden. In Gebieten mit steinigen Böden wurden über Generationen die bei der Bearbeitung störenden Steine abgesammelt und am Rand der Parzellen zu Lesesteinriegeln aufgeschichtet. Unbefestigte Wege werden oft von blütenreichen Rainen begleitet.
Vielerorts sind diese Kleinstrukturen aus der Landschaft verschwunden. Die Fluren wurden an die immer größer werdenden Maschinen der Landwirte angepasst. Mit dem Verlust dieser Kleinstrukturen und ihrer Übergangsbereiche (Ökotone) gehen wertvolle Lebensräume verloren.
Zur Erhaltung dieser bedeutenden Biotope sind Maßnahmen der Biotoppflege erforderlich. So müssen Trockenmauern und Lesesteinriegel von zu starkem Bewuchs freigehalten werden, um Mauereidechsen und Schlingnattern als Lebensraum zu dienen. Mauerbrüche sollten repariert werden. Bei Hohlwegen ist gelegentlich der Böschungsfuß von erodiertem Material abschnittweise zu befreien.

Sanierung von Obstbeständen

Mit dem Wandel der Landwirtschaft und der Gesellschaft sind seit der Mitte des letzten Jahrhunderts die Obstbäume weitgehend verschwunden, die früher die Landschaft um die Ortschaften prägten. Wie die Obstbäume mit ihren hohen Stämmen und weit ausladenden Kronen, so sind auch viele ihrer Bewohner selten geworden. So stehen heute nicht nur Streuobstwiesen, sondern auch Gartenschläfer und Steinkauz auf der Roten Liste der gefährdeten Arten beziehungsweise Biotoptypen.
Zum Erhalt dieses landschaftsprägenden Lebensraumes sind Nachpflanzungen ebenso wichtig wie die Pflege noch vorhandener Altbestände. Der fachgerechte Sanierungsschnitt erfordert spezielle Kenntnisse, um die Vitalität der greisen Bäume zu stärken und zu fördern. Moderne Gerätschaften erleichtern die anstrengende Arbeit.

Gehölzpflege

Bäume und Sträucher besitzen eine große Bedeutung als Lebensraum. Je nach Art und Standort bedürfen sie einer gewissen Pflege, um vital zu bleiben und dieser Funktion gerecht zu werden.
Hecken können langfristig erhalten werden, indem sie mehrjährigen Abständen und abschnittsweise bis auf den Stock zurückgeschnitten werden, um anschließend wieder dicht auszutreiben. In heckenreichen Landschaften kann durch ein entsprechendes Pflegekonzept gewährleistet werden, dass immer in ausreichendem Maße auch ältere Heckenstadien vorhanden sind.
Bei der Pflege von Bäumen sind zudem, neben den vorrangigen Aspekten der Verkehrssicherung, deren vielfältige Habitatfunktionen zu berücksichtigen. So ist es wünschenswert, bei Pflegemaßnahmen auch absterbende Pflanzenteile zu erhalten, damit dort möglichst Höhlen und Spalten entstehen können. Selbst an ihrem Lebensende und nach dem Tod sind Bäume noch wertvolle Lebensräume, sie dienen Vögel, Kleinsäugern und Fledermäusen als Wohnraum sowie vielen Insekten und Pilzen als Nahrung.

Gewässer- und Grabenpflege

Die meisten Flüsse, Bäche und Gräben werden mehr oder minder regelmäßig gepflegt, um den Wasserabfluss zu gewährleisten und die Verlagerung des Laufes zu vermeiden. Auch an Seen, Weihern und Teichen werden Pflegemaßnahmen durchgeführt.

Die Bedeutung dieser Feuchtbiotope als Lebensraum lässt sich häufig mit geringem Aufwand erheblich steigern, wenn die Pflegemaßnahmen unter Berücksichtigung der Ansprüche der dort lebenden Arten optimiert werden. So lassen sich die negativen Auswirkungen auf die Gewässerlebensgemeinschaften durch Anpassung des Zeitpunktes der Pflege oder durch eine abschnittweise Ausführung erheblich reduzieren.  

Kleingewässer unterliegen einem natürlichen Verlandungsprozess. Um diesen zu verhindern sind wiederkehrende Entschlammungen erforderlich. Auch hierbei sind in besonderem Maße die Ansprüche der Gewässerbewohner zu berücksichtigen. Auch kann es sinnvoll und schonender sein, anstatt der Erhaltung von Kleingewässern diese der Verlandung zu überlassen und in der Nachbarschaft neue anzulegen.

Pflegekataster

Kommunen und Körperschaften verfügen vielfach über eine große Anzahl von Flächen, deren Lage und Zustand oft nicht bekannt ist und die somit noch keiner geregelten Kontrolle unterliegen.
In einem Pflegekataster lassen sich die Flächen in der Zuständigkeit eines Auftraggebers erfassen und verwalten. Als Grundlage reichen eine Tabelle oder Liste mit den Flurstücksnummern oder entsprechende Karten, anhand deren die Flächen aus dem amtlichen Liegenschaftskataster in ein Geoinformationssystem überführt werden können.
Mit diesen Daten können die Flächen mit Unterstützung eines Satelliten-Navigationssystems im Gelände aufgesucht und deren Zustand dokumentiert werden. Anhand des aktuellen Zustandes lassen sich Pflegeziele und die zu deren Verwirklichung erforderlichen Maßnahmen ableiten.
Dank eines digitalen Pflegekatasters lassen sich Arbeitsabläufe bei der Grundstücksunterhaltung optimieren und Aspekte der ökologischen Grünflächenpflege einbinden.

Biotopoptimierung

Bei der Biotopoptimierung geht es darum, Liegenschaften ökologisch aufzuwerten, so dass sich selten gewordenen Arten wieder ansiedeln können und sich die Artenvielfalt wieder erhöht.
Ein großes Potenzial für die ökologische Aufwertung von Lebensräumen besitzen die so genannten Eh da-Flächen. Dieses sind Flächen, die keiner wirtschaftlichen Nutzung unterliegen und sich häufig im Besitz der Öffentlichen Hand befinden. Oft werden diese Flächen mit einem standartisierten Pflegekonzept ohne Berücksichtigung standörtlicher Unterschiede gemulcht oder sie liegen brach. Beides führt zu einer Uniformierung und Monotonisierung dieser 'einfach so daliegenden' Flächen.
Mit einer auf das Potenzial der Flächen abgestimmten, differenzierten Pflege lässt sich der Wert des Lebensraumes in der Regel erheblich steigern. Oft geht mit der Optimierung auch eine Reduktion der Pflege einher, so dass nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch das kommunale Budget davon profitieren.