De Spirbaum

Speierling

Sorbus domestica

„Der Speierling ist warm und trocken, aber seine Wärme ist nicht sehr nützlich, und in seinem Protzen bezeichnet er die Heuchelei. ... Und die Frucht dieses Baumes ... ist ... gegessen für einen Menschen weder förderlich noch schadet sie ihm.“

Sehr erstaunlich ist die Tatsache, daß der seltene Speierling als einzige Art aus der Gattung der Ebereschen in der ‘Physica’ erwähnt wird. Vogelbeere, Mehlbeere und Elsbeere sind wesentlich häufiger als der Speierling, werden aber von Hildegard nicht genannt.
Die Tatsache, daß die Art bereits am Anfang des Buches ‘Von den Bäumen’ gemeinsam mit anderen Obstbäumen beschrieben wird, läßt darauf schließen, daß Speierlinge schon vor 850 Jahren als Obstbäume kultiviert wurden.
Der Speierling hat im Wirkungsbereich der Hildegard von Bingen seinen Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland. Hier kann man in den Gebieten, in denen der Rebstock wächst, noch recht zahlreich Wildlinge des bemerkenswerten Baumes in den lichten Trockenwäldern, in seinem ursprünglichen Lebensraum, finden. Daneben gibt es in den Feldfluren noch einige alte, großkronige Speierlinge, die als Obstbäume gepflanzt wurden und von Zeiten zeugen, in denen die Früchte dieses bemerkenswerten Baumes noch gefragt waren.