De Farn

Männlicher Wurmfarn und Wald-Frauenfarn

Dryopteris filix-mas (Männlicher Wurmfarn) und Athyrium filix-femina (Wald-Frauenfarn)

„Der Farn ... enthält viel Kraft, und zwar solche Kraft, dass der Teufel ihn meidet. ... Und an dem Ort, wo er wächst, übt der Teufel selten seine Täuschungen aus. ... Aber auch den Menschen, der ihn bei sich trägt, meiden Magie und Zaubereien der Dämonen sowie teuflische Worte und andere Trugbilder.“

„Aber auch wenn ein Mensch vergesslich und unwissend ist, halte er Farnsamen in seiner Hand, er erinnert sich wieder, und er wird den Verstand wiedererlangen. So wird der verständlich sein, der unverständlich ist.“

Den Waldfarnen wird während des gesamten Altertums und Mittelalters eine besondere mystische Bedeutung im Kampf gegen böse Geister zugeschrieben.
Am Beispiel dieser von Hildegard beschriebenen Pflanze lässt sich ein weiteres Problem der Übertragbarkeit ihrer Aussagen in die heutige Zeit veranschaulichen. Die Pflanzenbenennungen sind nicht eindeutig; das System, nach dem wir heute die Pflanzen in ein System einordnen, ist erst etwa 250 Jahre alt. ‘De Farn’ bezieht sich vermutlich auf die beiden Arten Wurmfarn und Frauenfarn.
Diese beiden Arten galten lange als eine Pflanze - der kräftigere Wurmfarn als ‘Farnmännlein’, der zartere Frauenfarn als ‘Farnweiblein’. Erst die Aufklärung des komplizierten Sexuallebens der Farne klärte dieses Mißverständnis auf und erbrachte zugleich die Gewißheit, daß Farne keine Samen bilden und daher das Rezept gegen Vergeßlichkeit und Unwissenheit untauglich ist.