Landschaftspflege Projekt Polder Ingelheim

Betreuung des Ökokontos Polder Ingelheim

1.    Anlass und Aufgabenstellung

  • 27,3 ha im Bereich des Polders als Ökokonto der Stadt Ingelheim zur Kompensation von Eingriffen
  • Hohe Bedeutung des Vogelschutzgebietes „Rheinaue Bingen- Ingelheim“ als Rast- und Überwinterungsgebiet
  • Umwandlung der intensiv genutzten Acker- und Obstbauflächen in extensiv genutztes, von Grünland geprägtes, reich strukturiertes (Halb-)Offenland
  • Entwicklung eines auentypischen Mosaiks aus artenreichem Grünland, gehölzarmen bis strukturreichen Brachen, Röhrichten, Gehölzen mittlerer bis feuchter Standorte und Auenwäldern
  • naturnahe Entwicklung der Gräben und Anlage druckwassergespeister Auentümpel

2.    Biotoptypen des Eingriffgebietes

  • Biotopenkartierung
  • Angrenzende oder beinhaltete Schutzgebiete der Ökokontoflächen sind das Naturschutzgebiet „Sandlache“, FFH Gebiet „Rheinniederung Mainz-Bingen“, Vogelschutzgebiet „Rheinaue Bingen-Ingelheim“, Naturschutzgebiet „Ingelheimer Dünen und Sande“, Vogelschutzgebiet „Dünen und Sandgebiete Mainz-Ingelheim
  • Möglichkeit einer gezielten Flutung von insgesamt 162 ha Flutungsfläche in der auch die Ökokonto-Fläche liegt
  • Ursprünglich ausgedehnte Acker- und Obstbauflächen
  • Kleinflächige Reste von Auenwäldern und Pappelforsten
  • Münzengraben in Teil-Bereichen der Ökokonto-Fläche

3.    Fauna

  • Fokussierung auf streng geschützte Vögel
  • Förderung weiterer schutzwürdiger Arten der Auenbiozönose mit der jeweiligen Vogelart

4.    Maßnahmen für Naturschutz und Landschaftspflege

  • Berücksichtigung der Entwicklungsziele für das Vogelschutzgebiet
  • Anlage von Gewässerbiotopen für gewässer- und uferbesiedelnde Arten, für Arten von Feucht- und Nassstandorten sowie als Jagdhabitat für den Eisvogel
  • Druckwassergespeisete Auentümpel als Reproduktionshabitat für Amphibien sowie als Lebensraum seltener Schlammbodenbesiedler
  • Röhrichte als Lebensraum und Reproduktionsraum für Schilfbewohner
  • Grünland, Extensivwiesen sowie gehölzfreie Wiesen als Nisthabitat für Bodenbrüter, Nahrungshabitat für Arten wie den Weißstorch, Rastplatz für Wasservögel
  • Wiese mit Einzelgehölzen und Gehölzgruppen als Nist- und Nahrungshabitat
  • Obstwiese als Lebensraum und Reproduktionshabitat für Obstlandbesiedler wie Wiedehopf und Grünspecht
  • Pionierbestand als Habitat für Arten der Ackerbiotope und gehölzfreier Lebensräume
  • Ruderale Wiesen und Feuchte Ruderalflur als störungsarme Lebens- und Rückzugsräume
  • Offene und halboffene Brachen
  • Gehölze als Lebensraum für Gehölzbesiedler und Teilhabitat für Halboffenlandbesiedler

Entwicklungskonzeption:

  • Überführung bestehender Ackerflächen in Grünland oder Brachen
  • Mulchen mit der Frostfräse, Fräsen oder Grubbern von mehrjährigen Brachen alle 3-7 Jahre
  • Bestehenbleiben von Obstfeldern und Baumschulkulturen zur freien Entwicklung von Halboffenland
  • Erhalt von nicht expansiven, standortfremden Gehölzen im Gebiet vorkommender Gärten als Habitatstruktur
  • Durch Heumulchansaat oder durch Spontanberasung initiierte Grünlandentwicklung mit nachfolgender Mahd- oder Weidenutzung
  • Entwicklung von Röhrichten entlang des Münzengrabens
  • Sukzessive Entwicklung des Auenwäldchens durch Förderung von Eiche, Esche und Feldulme bei Auflichtung des Pappelwäldchens

Entwicklung einer halboffenen Weidelandschaft im Polder Ingelheim:

  • Geplante Überführung der Ökokontofläche der Stadt Ingelheim gemeinsam mit der benachbarten landeseigenen Fläche in eine halboffene Weidelandschaft
  • Zu Beginn der Entwicklung der Flächen im Polder (Gutachten 2011) Ablehnung einer Beweidung aufgrund fehlender Nahrungsgrundlage in weiten Teilen des Gebietes
  • Infolge dessen erhebliche Beeinträchtigung lokaler Populationen wertgebender Vogelarten durch die Konzentration der Weidetiere auf die wenigen geeigneten Flächen absehbar
  • Nach Abschluss der initialen Entwicklung der Ökokontoflächen erneute Beurteilung 2018
  • Empfehlung einer Beweidung durch die zwischenzeitlich erfolgte Entzerrung der Flächenbelastung mit Weidetieren durch mittlerweile großflächig vorhandenes artenreiches Grünland
  • Bildung von großflächigen Rastgebieten (Kurzgrasigkeit) und offenen Bodenanteilen, damit erhöhte Insektendichte und Nahrung für die Avifauna
  • Erhalt unverbuschter Übergänge von Grünland ins Röhricht und zu Flachwasserbereichen
  • Zaunpfähle als Sing- und Ansitzwarte
  • Zurückdrängen des Gehölzaufwuchses durch Verbiss und dadurch den Erhalt des Offenlandcharakters
  • Robuste Rinderrassen als geeignete Weidetiere bei extensiv genutzter Beweidung
  • Hohe Kosteneffizienz durch den relativ geringen Betreuungsaufwand der Tierherde
  • Ausreichendes Wasserangebot durch Münzengraben und die Schluten mit den Auentümpeln
  • Weitgehend geschlossenen Nahrungs- und Energiekreisläufe
  • Beitrag zur naturverträglichen Landnutzung und zur Erhaltung seltener Nutztierrassen
  • Hoher Erlebniswert für die Betrachter
  • Fluchtmöglichkeit im Falle der Flutung, angrenzend Rettungsflächen und Training der Tiere durch eventuelle Zufütterung ausschließlich im höchstgelegenen Bereich im Übergang zur Rettungsfläche
  • Zufütterung bei extremen Witterungssituationen (lang anhaltender Schnee, extreme Regenperioden) und auch bei Flutung des Polders
  • Ausbruchssichere Umzäunung wegen der Nähe der Autobahn
  • Unpassierbarmachen von durch das Gebiet verlaufenden Wege durch Toranlagen im Zaun oder durch Gitterroste
  • Auskoppeln von nicht zu beweidenden Flächen
  • Verzicht auf Bepflanzung mit Gehölzen bei halbwilder Beweidung
  • Gezielte Eindämmung von verschiedenen Weide-Giftpflanzen (insbes. mehrere Greiskraut-Arten)
  • Auenstandort stellt besondere veterinärmedizinische Anforderungen
  • Erreichen nahezu aller positiver Effekte auch bei einer saisonalen Beweidung - Förderung eines Gehölzverbisses, Entwicklung von Kleinstgewässern und Anzahl ökologischer Nischen durch Winterbeweidung